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05.04.2024: Einmal selbst in die Rolle von Politikerinnen und Politikern schlüpfen

Am 19.03.2024 war es für die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe des Konrad-Adenauer-Gymnasiums soweit - die Exkursion in den Landtag nach Mainz stand an. Nach der gut 1,5-stündigen Busfahrt hatten die Schülerinnen und Schüler erstmal ein wenig Zeit, die Stadt zu erkunden, bevor es gegen Mittag durch die Sicherheitskontrolle und in den Landtag ging.

Dort angekommen folgte eine kurze Einführungsveranstaltung, in welcher die Schülerinnen und Schüler mehr über die Aufgaben des Landtags, die Wahl und die Wahlprinzipien, die Voraussetzungen, um Abgeordnete zu werden, die Parteien des rheinland-pfälzischen Landtags und die bei einer Plenarsitzung anwesenden Personen lernten. Im Anschluss startete das Planspiel im Plenarsaal, bei welchem die Schülerinnen und Schüler in die Rolle von Landtagsabgeordneten schlüpfen konnten. Bei der simulierten Plenarsitzung stand die Frage im Raum, ob ein Führerschein bereits mit 16 Jahren eingeführt werden sollte. Die Schülerinnen und Schüler wurden im Vorfeld der Diskussion zunächst in drei verschiedene Fraktionen eingeteilt, bevor jede Fraktion einen Fraktionsvorsitz wählte und anschließend mit Hilfe von Texten und Statistiken unterschiedliche Argumente in Bezug auf die Fragestellung herausarbeitete. So wurde Ronja Schulz (9b) zur Fraktionsvorsitzenden der Fraktion Lila, Casey Bergmayer (9b) zum Fraktionsvorsitzenden der Fraktion Orange und Joel Kitzmann (9d) zum Fraktionsvorsitzenden der Fraktion Blau gewählt. Die Vorsitzenden übernahmen nach ihrem Amtsantritt die Koordination der vorbereitenden Fraktionsarbeit auf die anstehende Plenarsitzung, indem sie Aufgaben delegierten und Arbeitsergebnisse in Form von Argumenten für oder gegen den Führerschein ab 16 sammelten. Bevor die Debatte starten konnte, musste jedoch noch die Rolle des Landtagspräsidenten beziehungsweise der Landtagspräsidentin besetzt werden. Bei der Abstimmung konnte sich Oliver Wenzel aus der 9b durchsetzen, welcher von den Schriftführern Samuel Schnabel (9b) und Andrew Zadro (9a) bei der Durchführung der Plenarsitzung unterstützt wurde. So wurde die Debatte schließlich durch den Landtagspräsidenten eröffnet und die Fraktionsvorsitzenden erhielten zunächst das Wort, um die Position der eigenen Fraktion und aussagekräftige Argumente zu erläutern. Anschließend begann eine offene Diskussion, an der sich alle Schülerinnen und Schüler beteiligen konnten. Die Pro-Seite argumentierte, dass das Streckennetz der öffentlichen Verkehrsmittel vor allem auf dem Land nicht ausreichend ausgebaut sei, um beispielsweise Freunde zu besuchen oder eigenständig an die Ausbildungsstelle zu gelangen. Zwar sei es richtig, dass Jugendliche mit dem Moped diese Strecken zurücklegen könnten, es zeichne sich aber ab, dass das Fahren von Mopeds mit Sicherheitsrisiken verbunden sei. Des Weiteren wurde argumentiert, dass die aktuell stattfindenden Streiks im öffentlichen Nahverkehr dazu geführt haben, dass die Mobilität von Jugendlichen noch weiter eingeschränkt wurde und Flexibilität nahezu nicht mehr möglich sei. Als Gegenargumente wurden beispielsweise angeführt, dass Jugendliche grundsätzlich leichtsinniger seien, Regeln eher missachteten, Geschwindigkeitsrisiken nicht immer einhielten und dadurch letztendlich ein höheres Sicherheitsrisiko entstünde. Statistiken zeigen außerdem, dass vor allem bei jüngeren Menschen häufiger Unfälle passieren, bei denen die Fahrer und Fahrerinnen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen. Auch die Kosten für die Unterhaltung eines eigenen PKWs wurden angeführt und erläutert, dass die finanzielle Unterstützung von Eltern notwendig sei, um dieses Vorhaben überhaupt umsetzen zu können. Auch die daraus resultierende höhere Anzahl von Autos im Straßenverkehr und der steigende CO2-Ausstoß wurden kritisiert. Während der Diskussion wurden verschiedene Vorschläge angeführt. So wurde beispielsweise vorgeschlagen, dass der Erwerb eines Führerscheins nicht am Alter, sondern an der Eignung festgemacht werden sollte. Eine andere Idee sah vor, dass Jugendliche nur bestimmte Strecken oder nur zu bestimmten Zeiten fahren dürfen. Am Ende der einstündigen Diskussion fiel dann die Entscheidung - die Mehrheit der Abgeordneten stimmte für einen Führerschein ab 16. Die im Anschluss an das Rollenspiel stattfindende Reflexion zeigte, dass die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 dieses als überwiegend positiv wahrgenommen haben. Die lebhafte Diskussion habe die Meinungsvielfalt deutlich gemacht, das Rollenspiel an sich dazu verholfen, dass man sich leichter vorstellen kann, wie die Arbeit im Landtag abläuft. Eine insgesamt interessante Erfahrung, die vor allem auch eins deutlich machte - Demokratie und Entscheidungsfindungen sind nicht immer einfach und brauchen Zeit. Verschiedene Aspekte müssen gegeneinander abgewogen werden, um zu einer begründeten, gut vertretbaren Entscheidung zu gelangen. Im Anschluss an das Rollenspiel folgte ein Gespräch mit fünf Abgeordneten des Landtags (CDU, SPD, AfD, FW, Bündnis 90/Die Grünen). Die Schülerinnen und Schüler des Konrad-Adenauer-Gymnasiums erhielten dabei die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die sie interessieren. So wurde darüber gesprochen, wann die Abgeordneten dafür sorgen wollen, dass die Dönerpreise wieder sinken, was die Politik gegen die aktuellen Streiks im Nahverkehr tun kann, wie die Politiker zum Führerschein ab 16 stehen, wie sie das aktuelle Schulsystem, die Flüchtlingshilfe und die Wehrpflicht bewerten und ob innerhalb einer Fraktion immer Einigkeit herrscht. Am Ende des Gesprächs folgte der Aufruf der Politikerinnen und Politiker an die Schülerinnen und Schüler, dass diese sich aktiv in die Politik einbringen sollen - nicht nur durch Wahlen, sondern auch durch den Beitritt in eine der Jugendorganisationen der Parteien. Schließlich sei es wichtig, dass sich auch junge Menschen an der Politik beteiligen, um Einfluss darauf nehmen zu können, was bei uns im Land passiert. Insgesamt war es ein Tag mit vielen interessanten Eindrücken und Einblicken in die Entscheidungsfindungsprozesse der Politik, an dem die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Konrad-Adenauer-Gymnasiums zudem einen wichtigen Beitrag zur Debattenkultur in unserem Land beitragen konnten.

Text und Bilder: Andrea Gwosdz

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