Das Drehbuch von Georg Moos basiert auf dem gleichnamigen Roman von Michael Kumpfmüller (2011) und beleuchtet das letzte Lebensjahr des berühmten Schriftstellers, der bis heute mit seinen Werken wie „Die Verwandlung" und „Der Prozess" einen festen Platz im Literaturunterricht der Oberstufe einnimmt.
Nach einer kurzen Besprechung und den letzten organisatorischen Absprachen ging es um 8.30 Uhr in Begleitung von Frau Thielecke, Frau Goldhorn, Frau Jeuck und Herrn Buchner mit der Bahn ab Westerburg los. Die Zugfahrt nach Hachenburg verlief ohne Zwischenfälle, sodass die Gruppe pünktlich um 9 Uhr im Kino „Cinexx" eintraf.
Der Film setzt im Sommer 1923 ein, als der an Tuberkulose erkrankte Kafka, damals nur einem kleinen Kreis von Eingeweihten als Dichter bekannt, im Ostseebad Müritz die 25-jährige Köchin Dora Diamant kennenlernt. Innerhalb weniger Wochen entscheidet sich Kafka zu etwas, was er zuvor für unmöglich gehalten hatte: Er beschließt, mit Dora zusammenzuleben und teilt fortan Tisch und Bett mit ihr. Gemeinsam wagen sie den Schritt nach Berlin, wo sie trotz der widrigen Umstände während der Hyperinflation ein gemeinsames Leben führen. Das Paar kämpft gegen täglich steigende Preise, wechselnde Untermietquartiere und den Argwohn der Eltern sowie der Nachbarn. Damit gibt die Verfilmung auch Einblicke in das gesellschaftliche Leben der frühen 1920er Jahre.
„Ich fand die Inszenierung der Beziehung zwischen Kafka und Dora Diamant äußerst gelungen […]. Auch wurde man durch die Szenerie, die Kleidung und bestimmte Handlungsstränge, wie beispielsweise die damalige Konvention, dass Unverheiratete nicht zusammen in einem Raum sein dürfen, in die damalige Zeit hineinversetzt.“ (Paul, 11 DL 2/THS) Die melancholische und ruhige Atmosphäre, die den Film durchzieht, spiegelt die schwierige Lebenssituation gut wider.
Kafka bewundert die unabhängige Dora, da er selbst im Gegensatz zu ihr auf finanzielle Unterstützung seiner Eltern angewiesen ist. Bis zu Kafkas Tod am 3. Juni 1924 blieben er und Dora unzertrennlich, abgesehen von wenigen Tagen. Das Kinopublikum erlebt die letzten Monate des Schriftstellers aus eindringlicher Nähe.
Nach der Filmvorführung hatten alle Gelegenheit, ihre Eindrücke zu diskutieren und das Gesehene zu reflektieren. „[Der Film schafft es], Kafkas Situation weniger wie seine letzten Momente oder einen Krankheitskampf erscheinen zu lassen, sondern mehr, als hätte er in dieser Zeit tatsächlich gelebt und das zum ersten Mal in seinem Leben. Ebenfalls fand ich die visuellen Aspekte des Filmes sehr schön, da die Welt um Kafka und Diamant meist trost- und hoffnungslos erscheint mit meistens gräulich-blassen Farben und Tönen, ein Gefühl, welches aber jedes Mal in den Hintergrund „gedrängt" wurde, sobald die beiden gemeinsam zu sehen waren. (Liam, 11 DL2/THS)
Franz Kafka und seine faszinierenden Werke sind durch diese Veranstaltung für die Teilnehmer noch lebendiger und greifbarer geworden, was die Bedeutung der Exkursion für den Literaturunterricht der Oberstufe unterstreicht. „[Ich fand] interessant, einmal nicht ausschließlich die Beziehung zu seinem Vater zu beleuchten, sondern Franz Kafka mit echten Emotionen als Liebenden zu sehen. In meinen Augen ist es bemerkenswert, wie authentisch die Schauspieler ihre Rolle verkörpern. Auch wenn ich bei meiner Recherche schon darauf gestoßen bin, dass Kafka eigentlich nicht wollte, dass seine Schriften veröffentlicht werden, hat mich das Ganze nach dem Film noch einmal zum Nachdenken angeregt. War es richtig, dass Brod seine Schriften veröffentlicht hat? Ist es überhaupt richtig, Kafkas private Gedanken zu lesen, gerade weil er darum gebeten hat, diese zu vernichten? Meiner Meinung nach ist ein Film gelungen, wenn man auch nach dem Verlassen des Kinosaals darüber nachdenkt. Und das hat ,,die Herrlichkeit des Lebens“ auf jeden Fall erreicht! (Mariella, 11 DL 2/THS)
Die Exkursion war also ein voller Erfolg und bot den Schülerinnen und Schülern nicht nur eine willkommene Abwechslung zum Schulalltag, sondern auch eine wertvolle Ergänzung zum Unterrichtsstoff.
Text: Jana Weber und Sabeth Bruschek
Bild: Alexandra Jeuck