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16.06.2025: Zeitzeugengespräch mit Queer-Aktivist Klaus Schirdewahn: Eine bewegende Lebensgeschichte

Am 03.06.2025 hatte unser Gymnasium die besondere Gelegenheit, den Queer-Aktivisten Klaus Schirdewahn aus Mannheim als Zeitzeugen zu begrüßen. In einem eindrucksvollen Gespräch berichtete er den Schülerinnen und Schülern der Stufen 11 und 12 von seinem Leben, seinem Engagement und der schwierigen Zeit, in der Homosexualität in Deutschland noch unter Strafe stand.

Vorab erläuterten die Schülerinnen Lina Belz, Kari Preuschoff, Laura Schönherr und Hannah Solbach aus dem 11 LK Geschichte von Herrn Seelbach die Hintergründe von §175, der homosexuelle Handlungen zwischen Männern bis in die 1990er Jahre kriminalisierte.

Klaus Schirdewahn schilderte eindrücklich, wie er bereits im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal mit der Polizei in Kontakt kam – nur aufgrund seiner sexuellen Orientierung. Mit 19 Jahren wurde er auf Grundlage des berüchtigten §175 des Strafgesetzbuches verhaftet und verurteilt. Der Paragraph stellte sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe und war bis 1994 in Kraft.

Nach seiner Verurteilung wurde Schirdewahn zu einer zweijährigen sogenannten „Konversionstherapie“ überredet. In der Hoffnung, ein „normales“ Leben führen zu können, heiratete er später eine Frau und wurde Vater. Doch die Ehe zerbrach – der Versuch, seine Identität zu verleugnen, war gescheitert.

Trotz dieser Erfahrungen fand Klaus Schirdewahn seinen Weg und engagierte sich fortan für die Rechte queerer Menschen. Besonders bewegend war sein Bericht über seine 45 Jahre andauernde Beziehung mit seinem Partner Achim, der Anfang 2025 verstarb.

Im Anschluss an seinen offenen Lebensbericht beantwortete Herr Schirdewahn die zahlreichen Fragen der Schülerinnen und Schüler. Er appellierte an sein junges Publikum, wie wichtig es ist, sich für Gleichberechtigung, Vielfalt und Menschlichkeit einzusetzen und Toleranz zu leben.

Engagement für queere Senioren: „Gay & Grey“

Neben seinem Einsatz für die Sichtbarkeit queerer Lebensgeschichten engagiert sich Klaus Schirdewahn als Koordinator der Gruppe „Gay & Grey“ in der Metropolregion Rhein-Neckar. Diese Gruppe bietet schwulen und bisexuellen Senioren einen Raum für Austausch, Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung. Regelmäßige Treffen, Ausflüge und kulturelle Veranstaltungen helfen dabei, der Einsamkeit im Alter entgegenzuwirken und ein aktives soziales Leben zu fördern.

Rede vor dem Deutschen Bundestag

Ein bedeutender Moment in Schirdewahns Engagement war seine Rede am 27. Januar 2023 im Deutschen Bundestag während der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus. Er sprach über die anhaltende Diskriminierung homosexueller Menschen nach 1945 und die späte Anerkennung ihres Leids. Schirdewahn betonte die Wichtigkeit, die Geschichte nicht zu vergessen und sich weiterhin für die Rechte der queeren Community einzusetzen. Einen Ausschnitt dazu kann man unter folgendem Link sehen:

Rede vor dem Deutschen Bundestag von Klaus Schirdewahn

Wir danken Herrn Schirdewahn herzlich für die Offenheit, mit der er seine Geschichte mit uns geteilt hat.

 

Text und Bilder: Nicole Zimmer

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